Permakulturell Gärtnern mit Hochbeeten

Hast Du dich schon Mal gefragt, ob du ein Hochbeet in deinem Garten nutzen solltest? Oder hast du vielleicht schon ein oder mehrere Hochbeete in deinem Garten stehen? Es gibt viele gute Gründe dafür, Hochbeete zu nutzen und viele Anwendungsfälle in denen sie grundsätzlich Sinn machen. In diesem Artikel möchte ich einige Vorteile und Anwendungsszenarien für Hochbeete liefern, aber dir auch zeigen in welchen Fällen du überhaupt kein Hochbeet brauchst, um deine gärtnerischen Ziele zu erfüllen. Das alles natürlich wie immer mit einer permakulturellen Perspektive auf das ganze Thema!

Gründe für und gegen Hochbeete im Überblick

Pro

  1. Du kannst das Substrat, also die Erde kontrollieren
    Das bedeutet, dass du vor allem in Anfangsphasen, wenn deine Gartenerde noch zu wenig Humus hat, zu sandig oder zu lehmig ist, oder du in der Stadt gärtnerst, wo es keinen Unterboden gibt schonmal loslegen kannst.
    Du brauchst in den meisten Fällen keine Fruchtfolge, da sich die Erde jedes Jahr verdichtet und oben Platz ist, um Kompost nachzufüllen.
  2. Du musst dich nicht bücken, hast also eine bessere Ergnomie beim Arbeiten
  3. Im Hochbeet findet ein ständiger Kompostierungsprozess statt (Organische Masse bzw. Mulch vorausgesetzt)
  4. Die Pflanzen kommen ggf. durch das kontrollierte Bodensubstrat besser an Wasser und Nährstoffe, als im natürlich vorhandenen Boden

Contra

  1. Du hast Zeit- und Materialkosten beim Kauf bzw. Bau
  2. Hochbeete müssen instand gehalten werden, ggf. müssen Bretter oder Kanthölzer getauscht werden (Zeitintervall ist dabei vom verwendeten Holz abhängig)
  3. Du musst jedes Jahr im Frühling frischen Kompost oder Erde nachfüllen, da sich die Erde im Winter setzt und verdichtet
  4. Geringere Anbauhöhe im geschlossenen Gewächshaus (natürlich nur in kleinen Folientunneln und Gewächshäusern relevant)

Anwendungsfälle des Hochbeets

Aus den oben genannten Argumenten für Hochbeete ergeben sich schon eine Vielzahl von Anwendungsszenarien. Gerade bei schlechten oder mit Chemie belasteten Böden bieten sich Hochbeete an, um in der Anfangsphase die Regeneration der Böden vonstatten gehen zu lassen und trotzdem schon Gemüse anzubauen. Auch in Stadtgärten kann man mit Hochbeeten auf versiegelten Flächen mit Hochbeeten arbeiten. Hier muss man allerdings beachten, dass kein Austausch von Mikroorganismen mit dem Mutterboden stattfindet und der Austausch deshalb nur über Wind und ggf. Tiere stattfinden kann. Hier muss also auf eine möglichst optimale Nahrungszufuhr mit organischem Material in Form von Schnittgut oder Kompost geachtet werden.

In solchen Fällen ist ein Hochbeet mit kontrolliert ausgewählter Erde definitiv die bessere Wahl, da die Pflanzen gut darin gedeihen können und der Boden im restlichen Garten Stück für Stück verbessert werden kann. Ein Beispiel aus einem Permakultur Design für einen Kunden: In seinem Garten ist der Boden stark verdichtet und weist nur einen geringen Humusanteil (unter 1%) auf. Da er gerne schon mit dem Gemüseanbau anfangen will habe ich ihm empfohlen, in einem Teil des Gartens auf Hochbeete zu setzen und parallel dazu die gesamte Gartenfläche mit Schnittgut aus einer nahegelegenen Streuobstwiese zu mulchen und mit dem Anlegen eines großen Komposthaufens zu beginnen. Auf diese Weise kann er über mehrere Jahre hinweg seinen Boden aufbauen und den Garten immer fruchtbarer machen und gleichzeitig die ersten Ernten erzielen und Erfahrungen sammeln. Später dann kann er die ganze Gartenfläche optimal für den Gemüseanbau nutzen.

Wenn der Boden in deinem Garten schon sehr fruchtbar ist, solltest du dir allerdings überlegen, ob anstatt des Hochbeetes nicht vielleicht auch ein normal gemulchtes Beet seine Dienste tut. Du sparst dir die Anschaffungskosten und die Wartung der Hochbeete und kannst deinen Garten insgesamt leichter pflegen, weil weniger feste Strukturen vorhanden sind. Außerdem gibt es in diesem Fall auch andere Alternativen, wie z.B. Hügelbeete, Kraterbeete oder Moorbete (mehr dazu in einem späteren Artikel).

Das Hochbeet richtig mulchen

Wenn du dich für ein Hochbeet entschieden hast, solltest du sicherstellen, dass du es nicht behandelst wie der Vorbesitzer deines Gartens den Rest deines Bodens behandelt hast. Wenn du die Erde in deinem Hochbeet gut mulchst, kannst du die Fruchtbarkeit Jahr für Jahr weiter steigern. Der Schlüssel dafür ist regelmäßiges Mulchen und gute Komposterde.

In diesem Bild siehst du ein sehr gut gemulchtes Beet. Anfang diesen Jahres habe ich das Hochbeet mit einer Schicht Rasenschnitt gefüllt und das Hochbeet im Anschluss mit Karton (ungefärbt, ohne Plastikrückstände!) abgedeckt und mit Kompost aufgefüllt (danach großzügig gießen, mind. 20 Liter/m²). Danach habe ich in Abständen von mehreren Wochen immer wieder Mulch obenauf gegeben und nicht mehr weiter gegossen. Obwohl es hier bis jetzt kaum geregnet hat, hat sich die Pappe (in meiner Hand) ausgzeichnet aufgelöst und die erde ist in 10cm Tiefe sehr feucht, krümelig und nicht verdichtet. Da ich dieses Frühjahr nicht so viel Zeit für alle Hochbeete hatte hier noch ein Bild von einem Hochbeet ohne diese Frühjahrs-Kur:

Wie unschwer zu sehen ist, ist die Erde stark verdichtet, trocken und bereits Winderosion ausgesetzt. Das ist übrigens genau was jedes Jahr auf unseren Äckern passiert, nachdem sie abgemäht und durchgepflügt wurden. Im oberen Bild sieht man sehr gut, wie lebendig unsere Erde eigentlich ist: Wenn sie austrocknet zieht sie sich zusammen wie einen Schwamm und bildet im Hochbeet einen Abstand in den ich fast meine Hand seitlich reinbekomme. Je weniger organische Masse der Erde zur Verfügung steht, desto mehr verhält sie sich wie ein toter mineralischer Klumpen, wird also immer mehr zu einem Stein. Erde ist aber in seiner natürlichen Form voller Mikroben und kann fast als Lebewesen betrachtet werden, da die mineralischen Bestandteile mit organischen verklebt und zusammengebaut sind – je stärker desto besser für das Bodenleben und letztlich auch für deine Pflanzen.

Hochbeete permakulturell nutzen

An dieser Stelle noch zwei Erfahrungen aus meiner Arbeit mit Hochbeeten und wie du sie permakulturell nutzen kannst:

Diesen Mangold der Sorte Bright Lights habe ich im letzten Jahr gepflanzt und immer wieder abgeschnitten, sodass der Strunk im Boden verblieb. Im Frühjahr ist er wieder von selbst ausgetrieben und seitdem habe ich eigentlich jeden Tag Mangold essen können und das aus einem 1m² großen Hochbeet. Es kann also durchaus sinnvoll sein, winterharte oder ausdauernde Gewächse in Hochbeeten anzubauen und davon immer wieder zu profitieren.

Gleiches gilt für diese Artischocken, die nun schon im dritten Jahr wieder austreiben. An der Tomatenspirale sieht man noch die Pflanze des letzten Jahres (die ich drin lasse, da ich das Wurzelwerk der neuen nicht beschädigen will). Letztes Jahr konnte ich schon ein paar schöne Artischocken ernten und ich denke, dass es dieses Jahr noch ein paar mehr werden. Dieses Beet habe ich übrigens auch früh in diesem Jahr mit frischem Kompost gedüngt und mit verfügbarem Rasenschnitt gemulcht.

Äußerst wichtig für diese permakulturelle Nutzung von Hochbeeten ist also eine ausreichende Menge Mulch, sowie frischer Kompost im Frühjahr. Für jedes 1m² Hochbeet solltest du mit 2 Schubkarren frischem Kompost pro Jahr rechnen, ggf. kannst du den noch mit Rasen- oder Gehölzschnitt strecken (im Frühjahr haben die Mikroorganismen dann schonmal Nahrung) oder dein Hochbeet nochmal mit einem Karton abdecken, der dann fertig kompostiert ist, wenn deine Pflanzen ins Beet kommen. Wenn du selbst nicht genügend Mulch aus deinem Garten bekommst frage deine Nachbarn oder beim örtlichen Schredderplatz oder Grünschnitthof nach, ob du etwas bekommen kannst.

Hochbeete haben also definitiv auch im Permakulturgarten eine Daseinsberechtigung, vor allem in den von mir genannten Anwendungsfällen. Solltest du sie nicht zwingend benötigen, z.B. wenn dein Boden eigentlich gut ist, ist es nachhaltiger keine zu benutzen, da du damit Ressourcen sparst. Nutze lieber andere Beetformen wie Hügelbeete, die auf das Holz verzichten können oder baue direkt in deiner Gartenerde an. Und nun viel Spaß beim Bodenverbessern im Hochbeet!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Warenkorb